Unser unvergesslicher Simse, Peter Simonischek, hatte erfahren, dass seine Tage gezählt waren. Die Zeit, die ihm blieb, verbrachte er damit, seine Sicht auf die großen Themen zwischen Glück und Leid, Leben und Sterben zu überdenken und festzuhalten.
Nun ist das Buch Kommen Sie näher seine letzte Bühne geworden: In sehr persönlichen Gesprächen hat die Autorin und Journalistin Saskia Jungnikl-Gossy sein Vermächtnis und seinen Blick auf die Welt aufgezeichnet. „Eine hinreißende Verneigung vor dem Leben, Lieben, Spielen sowie vor dem Theater“, wie Julia Schafferhofer schreibt. „Eine, die auch das Sterben, den Tod, die Angst, den Glauben und die Selbstvorwürfe nicht ausspart.“
Simonischek war ein begnadeter Geschichtenerzähler. Im Buch wechseln sich Anekdoten über seine langen Jahre als Jedermann, seine Kindheit in Markt Hartmannsdorf, seine Zeit an der Berliner Schaubühne, seine Jugend im Internat des Stiftsgymnasiums in Sankt Paul im Lavanttal, seinen Wechsel ans Burgtheater zur Jahrtausendwende, seine Studienzeit in Graz und seinen Erfolg mit „Toni Erdmann“ ab.
Jungnikl-Gossy hat auch mit Simonischeks drei Söhnen Benedikt, Max und Kaspar sowie mit seiner Ehefrau Brigitte Karner gesprochen. Es sind offene, mutige Gespräche über das Leben mit dem großen Schauspieler, aber auch über das Sterben des geliebten Vaters und Ehemanns. Man begegnet nicht nur dem Künstler und seinem Schaffen nher, sondern auch dem Sohn, Vater und Ehemann Peter Simonischek.
Gegen Ende findet er schließlich einen sehr konkreten Zugang zur Sinn-Frage: „Was ist der Sinn des Lebens, Peter? – Es ist das Leben selbst.“
Peter Simonischek und Saskia Jungnikl-Gossy, Kommen Sie näher, Molden Verlag.
Ein Blick ins Buch
Salzburger Festspiele, Jedermann
Simonischek ist als Jedermann am Salzburger Domplatz hundert Mal gestorben.
Wie ist das: Sterben spielen?
Pause. Simonischek überlegt lange.
Na ja. Der Jedermann stirbt ja nicht auf der Bühne. Er geht in den Dom, begleitet nur von seinen guten Werken.
So ein kleines, verhutzeltes, halbverhungertes Mäuschen war das meistens, aber mehr gute Taten hat er eben nicht getan. Wenigstens geht er nicht alleine. Dann stirbt er drinnen. Er kommt wieder als Leichnam raus. Der Tod greift ihm aufs Herz und er fällt und liegt auf der Treppe. Er wird zu dem Sarg getragen, reingelegt, Deckel drauf, zugenagelt. Dann sind da Musik, Singen.
Und ich … Zu dem Zeitpunkt saß ich unter dem Sarg, der natürlich keinen Boden hatte. Da war ein Hocker und da war ein gutes, frisches, kaltes, großes Glas mit Stiegl-Bier.
Und da saß ich da in meinem Tod.
Während sich oben alle noch die Tränen gewischt haben.
Rezensionen:
Standard: Peter Simonischek in persönlichen Gesprächen vor seinem Tod